Wenn man den Garten von Karin und Gerald Ostendorf betritt, befindet man sich inmitten eines Meeres von Blumen. Verschlungene Pfade führen durch die angepflanzten Stauden, Büsche, Stöcke und hinter jeder Biegung wartet eine neue Überraschung.
Am Ende des Weges, vor dem schmucken Gartenhaus, werde ich von den beiden freundlich empfangen.
Karin und Gerald Ostendorf leben seit 1974 in Bad Vilbel, vorher lange Jahre in Bergen und sind jetzt 52 Jahre verheiratet. Sie haben zwei erwachsene Kinder.
Gerald Ostendorf ist inzwischen seit fast 20 Jahren im verdienten Ruhestand. Bis dahin war er Justitiar in einer Ausfuhrkreditbank.
Karin Ostendorf ist gelernte Apotheker-Assistentin und arbeitete fast 30 Jahre mitten in Bergen in der Alten Apotheke.
Redaktion: "Was waren Ihre Motive, einen Garten zu haben? Seit wann haben Sie ihn denn?"
Gerald Ostendorf: "Schon 1942 hatte mich meine Mutter für den Gartenbau begeistert.
Und im Jahre 1946 hatte ich mit Schweiß und Fleiß zusammen mit meinem Vater ein Stück Wiese in einen brauchbaren Garten umgewandelt, denn wir hatten damals echt Hunger.
Ich erinnere mich, dass, wenn ich Kohlköpfe aus dem Garten heimbrachte, jedes Mal großer Jubel ausbrach. Das waren prägende Erlebnisse.
Bis zur Pacht des jetzigen Gartens hatte ich dann noch 5 verschiedene Gärten verschiedener Art aus verschiedenen Gründen an verschiedenen Orten beackert.
Es hat mir immer große Freude bereitet. Den jetzigen Garten nahmen meine Frau und ich 1970 aufgrund einer Zeitungsanzeige hauptsächlich unserer Kinder wegen.
Redaktion: "Erinnern Sie sich an damalige Begebenheiten"
Gerald Ostendorf:" Unsere Eike war damals 6 und unser Dirk 3 Jahre alt. Sie hatten damals viel im Garten - vor allem mit Wasser - gespielt, auch mit ihren Freunden.
Und wenn Gartenfest war, gab es Sackhüpfen und ähnliche Spielchen. Der Sieger bekam dann jeweils einen Stundenplan oder einen Luftballon oder sogar beides. Wenn es dann dunkelte, wurde ein Laternenumzug durch die Anlage veranstaltet, die der Gartenfreund Schönfelder mit einem Schifferklavier anführte.
Damals hatten wir auch ein neues Vereinshäuschen gebaut, das unser Anlagenobmann Busch irgendwo billig besorgt hatte. Es war klein (wurde später vergrößert), aber sehr gemütlich.
Ich erinnere mich, dass dort der Gartenfreund Greb wunderschön eigene und fremde Gedichte bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit vortrug.
Man half übrigens auch beim Bau eines neuen Vereinshauses der Anlage „Dorfelder Weg“, die seinerzeit noch zu unserem Verein gehörte. In meinem Garten baute ich damals auch ein neues Häuschen, ein 3-S-Haus.
Ich erinnere mich auch gern an einen älteren Kleingärtner unserer Anlage, der oft in seinem verunkrauteten Garten saß und immer seinen in der Mitte des Gartens stehenden Weihnachtsbaum bewunderte. Der Mann hatte mich beeindruckt.
Er hatte übrigens auch die
Meinung vertreten, dass ein rechter Kleingärtner nach getaner Arbeit stets die Gartengeräte gut zu reinigen habe. Darum habe ich jetzt noch - also nach ca. 40 Jahren - ein schlechtes Gewissen,
wenn ich meine Geräte schmutzig verstaue."
Redaktion: "Ihr Garten ist ein einziges Blumenmeer. Abweichend von anderen Gärten. Wie kam es dazu?"
Gerald Ostendorf: " Es ist interessant zu sehen, dass sich das Erscheinungsbild der Gärten mit der Zeit oft ändert. Es gab eine Zeit, in der der Bio-Gemüseanbau noch eine größere Bedeutung hatte. Der wurde dann aber wegrationalisiert, und es wurden größere Rasenflächen angelegt, nur in unserem Garten nicht.
Wir verschrieben uns hauptsächlich dem arbeitsintensiven Blumenanbau und benötigen dafür jeden Quadratmeter. Das hat mehrere Gründe.
Nach meiner Herzbeipassoperation 1995 war mir empfohlen worden, in eine Turnergruppe einzutreten oder die Lande mit dem Fahrrad abzufahren, damit das Herz auf Trab gehalten wird.
Das war aber nicht mein Ding. Erhöhter Einsatz im Garten ist hundertmal schöner.
Die vielen Medikamente, die ich einzunehmen habe, wirken sich oft gesundheitlich störend aus. Aber es ist auffällig, dass ich mich im Garten immer bestens fühle.
Im Übrigen sind meine Frau und ich besondere Liebhaber von Blumen und zwar sowohl in einem Garten wie auch zuhause als Wohnungsschmuck.
Redaktion: " Apropos Blumenschmuck in der Wohnung, Frau Ostendorf, Sie betreiben doch in Bad Vilbel eine eigene Werkstatt zur Herstellung von Keramiken. Erzählen Sie doch ein wenig darüber."
Gerald Ostendorf: " Moment, lassen Sie mich dazu noch etwas sagen: es trifft sich gut, dass meine Frau eine begeisterte und gute Keramikerin ist und sich schwerpunktmäßig mit der Herstellung von Gefäßkeramik befasst. So haben wir für die Blumengestecke eine große Auswahl an Vasen und Schalen. Das ist wichtig, weil diese jeweils sehr genau zu den Blumen passen müssen.
Außerdem gibt sie in Bad Vilbel auch Keramikkurse an der Kunstschule und leitet die Töpferwerkstatt im Freizeitzentrum Bad Vilbel.
Die künstlerischen und handwerklichen besonderen Fähigkeiten meiner Frau und unser beider Freude an Blumen haben uns zu einer gemeinsamen Liebhaberei, dem Ikebana gebracht. Wir betreiben dies seit 1996. Ikebana ist eine in Japan über Jahrhunderte entwickelte Kunst des Blumenarrangierens, die inzwischen weltweit ausgeübt wird. Diese Harmonielehre mit ihrer Sparsamkeit und Schlichtheit kommt unserem Schönheits- und Stilgefühl sehr entgegen.
Es gibt ungemein viele Ikebanaschulen , die die verschiedensten Stilrichtungen lehren. Wir haben in vielen Kursen Ikebana der Ikenobo-Schule, der ältesten und wohl auch der größten Ikebana-Schule, erlernt.
Besondere Freude macht uns die jährliche Gestaltung eines DinA3-Fotokalenders. Wir haben auch an vielen Ikebanaausstellungen teilgenommen, erst kürzlich im Frankfurter Palmengarten (zu Gedichten von Rose Ausländer).
Ikebana erlaubt auch die Verwendung von deutschen Gartenblumen, es muss nicht immer Lotos sein. Unser Garten ist darauf ausgerichtet. Die angebauten Pflanzen beschränken sich auf solche,
die sich in der Vase einigermaßen gut halten.
Redaktion: " Ich komme gleich noch einmal auf Ihre Werkstatt in Bad Vilbel zu sprechen, Frau Ostendorf – aber zunächst noch eine abschließende Frage an Sie, Herr Ostendorf. Welche ist von den vielen Blumen in Ihrem Garten denn nun Ihre Lieblingsblume?"
Gerald Ostendorf:" Es ist auffällig, dass wir mit besonderer Vorliebe Pfingstrosen angepflanzt haben. Die sind prächtig und langlebig, wenn man sie immer an einer Stelle stehen lässt. Ich habe 41 Staudenpäonien, 9 Strauchpäonien und eine ITOH-Hybride (eine Kreuzung von Stauden-und Strauchpäonie, benannt nach dem Japaner Toichi Itoh). Jetzt dürfen Sie raten, was meine Lieblingsblume ist."
Redaktion: " So Frau Ostendorf, Sie haben eine eigene Werkstatt in Bad Vilbel. Wie kam es dazu, wo haben Sie gelernt, Keramiken herzustellen? Seit wann machen Sie das?"
Karin Ostendorf: " Bevor ich zu meiner Leidenschaft komme, schnell noch eine Ergänzung zu den Hobbies meines Mannes. Er liebt Limericks und schreibt auch selbst welche. Hier eine kleine Kostprobe:
Jetzt zu Ihrer Frage: 1980 begann meine intensive Beschäftigung mit Ton. Ich bin Autodidaktin. Dennoch habe ich unzählige Kurse besucht und vielen Könnern auf die Finger geschaut. Eine eigene Werkstatt habe ich seit 1989, und seit 1994 leite ich die Töpferwerkstatt im Freizeit-zentrum in Bad Vilbel.Seit meinem ersten Kontakt mit Ton hat mich das Material begeistert. Der älteste Werkstoff des Menschen ist bis heute attraktiv.
Wie quasi aus Lehm durch die Hände und den Brand stabile schöne Dinge entstehen ist immer wieder faszinierend.
Am liebsten stelle ich Vasen und Schalen verschiedenster Formen und Techniken her.
Wie mein Mann schon sagte, sind wir seit 1996 Mitglied der Ikenobo Ikebana Gesellschaft Deutschland West und nehmen regelmäßig an Kursen und Ausstellungen dieser Ikenobo-Schule teil. Seitdem stelle ich auch Keramiken her, die speziell für Ikebana-Arrangements geeignet sind.
Wenn jemand Näheres wissen möchte, kann er meine Homepage besuchen, auf der ich einen Teil meiner Keramikarbeiten zeige. Hier die Webadresse: www.karin-ostendorf.de .
Redaktion: "Vielen Dank, liebe Familie Ostendorf, für die interessanten Informationen, die wir von Ihnen erhalten konnten."
Stand 09.2014